Geschichte der Arabofriesen

 

Bei der noch sehr jungen und für viele zugleich doch etwas unbekannteren Pferderasse der Arabofriesen handelt es sich um eine Sportpferderasse, welche basierend auf Friesen gezüchtet wurde und auch vom äußeren Erscheinungsbild von einem Reinfriesen kaum zu unterscheiden ist, sich jedoch dennoch eindeutig von diesen unterscheidet.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Friesen aufgrund neuer damaliger Anforderungen umgezüchtet. Durch die neuen Kreuzungen gingen jedoch wichtige Eigenschaften der Friesen wie Härte, Ausdauer aber auch Lungen- und Herzvolumen zurück und somit fanden sie daraufhin im landwirtschaftlichen Bereich als auch im Leistungssport wie Fahren und Dressur immer weniger Verwendung. Erfahrene Züchter wollten sich damit jedoch einfach so abfinden und machten sich daraufhin, zusammen mit Gentechnologen, auf die Suche nach dem passenden Wüstenaraberblut. Denn interessanterweise waren Friesen bereits vor 400 Jahren von Blutlinien Arabischer Pferde geprägt.

Aufgrund der geringeren Leistungsfähigkeit und damit einhergehend die begrenzte Brauchbarkeit / Verwendbarkeit der Pferde wurde versucht mit dem passenden Hengsten und dessen Blutlinie die Leistungsfähigkeit der Friesen überdurchschnittlich zu steigern, ohne jedoch dabei das typische Erscheinungsbild des Friesen zu verändern. Die Suche nach einem passenden Hengst gestaltete sich jedoch nicht gerade einfach, da die meisten Araber mehr als Schaupferd und demnach primär mit Augenmerk auf die äußere Schönheit gezüchtet wurden. Die erfahrenen Züchter suchten jedoch einen Hengsten, der neben der äußeren Schönheit außerdem tiefschwarz und ohne Abzeichen sowie großrahmig und leistungsfähig war. Nach langer und zugleich intensiver Suche stieß man auf den schwarzen Araberhengsten Gharib ox. am Landesgestüt Marbach in Deutschland. Durch ihn und durch sehr ausgelesene Friesenstuten erhoffte man sich die gesuchten Eigenschaften wie stärkere Ausdauer sowie bessere Lungen- und Herzleistung verbessern zu können. Bei den Stuten fiel die Auswahl auf die Mutter des legendären Stammbuchhengstes Hearke, Modell Stute Gelbrich sowie auf die Ster Stute Diana V. Rustica.

Nach den ersten Kreuzungen wurden die Züchter jedoch schnell mit den nächsten Herausforderungen konfrontiert. Die ersten Kreuzungen, welche zu 50% Araberblut und zu 50% Friesenblut hatten, zeigten speziell Probleme hinsichtlich der Handhabung. Infolgedessen wandte man sich daher an die beiden erfahrenen Friesenzüchter Cor und Jan Driessen, die ab diesem Zeitpunkt mit ihrer Expertise maßgeblich zum späteren Erfolg der Zucht beigetragen haben.

Die ersten jungen Arabofriesen der Gebrüder Driessen waren mit 25% Araberblutanteil sehr leistungsversiert gezüchtet. Durch verschiedene Einsätze im Leistungssport wurde versucht, die Eigenschaften der Pferde zu testen und zu beobachten. Schnell wurde realisiert, dass die Pferde keine Probleme hatten, das Niveau mitzugehen, sie behielten stets die „Coolness“ der Friesenpferde und waren stets arbeitswillig. Es war umso erfreulicher, dass bereits die Kreuzungen ab der 2. Generation vor allem im Fahrsport sehr erfolgreich waren und bestätigte zudem die Züchter darin, auf dem richtigen Weg zu sein und an ihrem Konzept weiter festzuhalten. Der Fahrsport stellt nämlich ein optimales Selektionskriterium dar, um die Sportivität eines Pferdes zu testen. Generell zeigten die Pferde bereits nach der 2. Generation eine weitaus höhere Leistungsfähigkeit, sie präsentierten sich als gesunde Sportpferde mit raumgreifenden Gängen sowie mit ausreichendem Arbeitswillen sowohl auf dem Sattel als auch vor dem Wagen.

Doch man gab sich zu diesem Zeitpunkt mit dem Status Quo nicht zufrieden und so zeigten weitere Untersuchungen immer deutlicher, dass der Araberblutanteil nicht unbedingt im Bereich von 25% liegen muss, sondern dass dieser deutlich reduziert werden kann. Ein Araberblutanteil sogar unter 10% sei ausreichend. Durch diesen gewissen Araberblutanteil verfügen Arabofriesen im Vergleich zu den Reinfriesen über eindeutig größere Herz- und Lungenvolumina und damit einhergehend eine weitaus bessere Ausdauer, eine schnellere Rückkehr zum normalen Puls, Blutkanäle direkt unter der Haut, welche für eine bessere Wärmeregulierung verantwortlich sind sowie eine verbesserte Muskulatur in Form von längeren Muskelfasern und weniger Fett zwischen den Muskeln. Diese Faktoren sind mitentscheidend dafür, dass Arabofriesen oft als Hochleistungssportpferde bezeichnet werden.

Nach den ersten Erfolgen im Fahr- und Dressursport in der noch jungen Geschichte der Arabofriesen wurde im März 2000 der Arabofriesen Sportpferdeverband gegründet. Ein Jahr später wurde dann der erste Deckhengst „Yk Dark Danilo“ offiziell anerkannt. Heute gibt es ca. 15 international anerkannte Deckhengste, unter ihnen finden sich unter anderem die beiden Söhne von Yk Dark Danilo – Dark President und Dark Ynte. Im Dezember 2004 entschied man sich aufgrund der Gegebenheiten den Arabofriesen Sportpferdeverband in den Europäischen Arabofriesen Verband (EAFV) zu ändern. Erst seit November 2006 wurden die Arabofriesen als eigene Rasse in allen EU-Ländern offiziell anerkannt.

Zusammenfassend lässt sich an dieser Stelle somit festhalten, dass der Arabofriese in der heutigen Form eine auf den Friesen gezüchtete Sportpferderasse darstellt. Der sehr gute Charakter, die Farbe sowie die besonderen Gänge mit Knieaktion und das edle Exterieur stammen vom Friesen. Doch sind Arabofriesen noch etwas eleganter mit edlerem Kopf sowie weniger Behang gebaut, sie sind jedoch ebenso ausschließlich Rappen ohne Abzeichen. Die Kreuzung mit dem Araber brachte eine hohe Reaktionsfähigkeit, Raumgriff und elastische Bewegung in die Rasse. Darüber hinaus lag das Hauptaugenmerk auf der Verbesserung der Ausdauer, welche deutlich verbessert werden konnte und die Pferde nun deutlich mehr Gewicht mit der Hinterhand aufnehmen. Experten behaupten auch: Wenn ein Friese müde wird, beginnt ein Arabofriese erst richtig Spaß zu haben.

Quelle: http://arabofriesen.de/Arabofriesen.html (28.04.2018)